Prof. Dr. Wolfgang Wonneberger,
Vorsitzender des Prüfungsausschusses Wirtschaftsphysik, Universität Ulm:

„Seit Herbst 1998 bietet die Universität Ulm den neuen Studiengang Wirtschaftsphysik an. Er ist bisher der einzige seiner Art in Deutschland. Allerdings gibt es ihn schon in einigen Nachbarstaaten und im angelsächsischen Ausland ist das Studienfach „Physics and Economy“ nichts Ungewöhnliches mehr.
Der neue Studiengang trägt dem Umstand Rechnung, dass die überwiegende Zahl der Absolventen des Physikstudiums eine Berufstätigkeit außerhalb von Forschung und Lehre findet. Für diese Tätigkeiten sind Kenntnisse in Informatik und Wirtschaftswissenschaften wichtiger als vertiefte Einsichten in die Grundlagen der Physik.
Aus diesem Grunde ist im Fach Wirtschaftsphysik nur eine halbjährige Diplomarbeit vorgesehen, bei der die Studierenden zudem aus einem weiten Spektrum auch von nicht-physikalischen Themen wählen können. Insgesamt sind etwa ein Drittel der Studieninhalte des klassischen Physikstudiums durch solche aus Informatik und Wirtschaftswissenschaften ersetzt. Eine Schlüsselrolle bei der Ausbildung kommen dabei den Übungen und Praktika zu.
Der neue Studiengang wurde von der Wirtschaft positiv aufgenommen. So schreibt Frau Dorothea Roensch von Arthur Anderson Consulting: „Wir würden uns freuen, wenn wir einige Ihrer Studenten als Praktikanten und später als Assistenten in unserem Hause begrüßen könnten.“
Der Personalleiter Hans-Rainer Oehmke bei IBM teilt mit: „Wir wollen Ihren Studentinnen und Studenten bei uns in Böblingen eine Vielzahl von Möglichkeiten für einen Einstieg bei IBM anbieten: Ob in Form von Praktika, Diplomarbeiten oder als neues Mitglied in unserem Entwicklungsteam – sie sind uns herzlich willkommen.“
Frau Antje Rauch von der Dresdner Bank/e-Services stellt fest: „Sie haben ein abgeschlossenes Studium oder werden dieses in Kürze beenden und bringen Spaß an der Analyse und Programmierung und Interesse an neuen Technologien im IT-Umfeld mit. Wenn Sie darüber hinaus Kreativität besitzen und sich schnell in neue Themen einarbeiten sowie über gute Englischkenntnisse verfügen, so freuen wir uns auf Ihre Bewerbung.
Herr Speidel von der Siemens AG schreibt: „Die Verknüpfung von Physik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften bietet sicher den Studenten/Absolventen vielfältige Möglichkeiten der Berufswahl.“
Schließlich bemerkt der FOCUS in seiner Ausgabe 43/1999 über innovative Studiengänge: „Dipl. Phys. oec.: Hinter diesem Kürzel verbergen sich Multitalente, die einen Mix aus Physik, Mathematik, Informatik und Betriebswirtschaftslehre beherrschen.“
Gegenwärtig sind etwa die Hälfte der neu eingeschriebenen Studierenden des Fachbereiches Physik solche des Faches Wirtschaftsphysik. Obwohl es noch einige Jahre dauern wird, bis erste konkrete Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt vorliegen, bin ich sicher, dass den jungen Wirtschaftsphysikerinnen und Wirtschaftsphysikern glänzende Berufsaussichten winken.“

Prof. Dr. Franz Schweiggert,
Abteilung Angewandte Informationsverarbeitung, Universität Ulm:

„Ich denke, die Idee ‚Wirtschaftsphysik‘ ist sehr gut. Ich stelle mir darunter einen naturwissenschaftlich geprägten ‚Wirtschaftler‘ vor, der als Physiker sowohl eine exzellente mathematische wie auch auch allgemein naturwissenschaftliche Basis hat.
Physik und Mathematik sind ja traditionell eng verwandt und befruchten sich seit langer Zeit gegenseitig. Physiker mit starkem Informatik-Bezug sind aufgrund ihrer erlernten Denk- und Arbeitsweisen in der IT-Branche sehr gefragt; ich habe dies insbesondere auch aus dem Bereich Finanzdienstleitungen immer wieder von Praktikern gehoert.
Verbindet man Letzteres mit dem Begriff Wirtschaftsphysik, so ergibt sich also eine fast ideale Kombination: Die Physik als ‚Denk- und Arbeitsschule‘, viele Methoden aus der Physik werden heute im Bereich der Finanzdienstleistungen (z.B. Risiko-Modellierung) angewandt. Wenn dazu der wirtschaftswissenschaftliche Background kommt und vor allem auch eine solide Informatik-Komponente, so wird daraus eine runde Sache. Man muß allerdings der Praxis den Begriff ‚Wirtschaftsphysik‘ erläutern; dies hat bei der Wirtschaftsmathematik auch eine Weile gebraucht. Dazu muss natürlich mehr Publicity gemacht werden.
Ich denke, ein Wirtschaftsphysiker hat beste Chancen, wobei aber die Informatik eine wichtige Rolle spielt – ohne sehe ich das Potential nicht ganz so gut!“

Prof. Dr. Dieter Beschorner,
Abteilung Unternehmensplanung, Universität Ulm:

„Grundidee für die Einrichtung des Studiums des Wirtschaftsphysikers war die Erkenntnis, daß der Physiker in zunehmendem Maße mit Problemen konfrontiert wird, für deren Lösung er aufgrund seines naturwissenschaftlichen Studiums allein nicht ausreichend ausgebildet ist: Wirtschaftliche und rechtliche Fragen, Organisation menschlicher Arbeit und gesellschaftlicher Probleme, zunehmende Globalisierung aller Tätigkeitsfelder und Unternehmungen.
Ähnlich wie bei den schon seit mehreren Jahrzehnten angebotenen Studiengängen zum Wirtschaftsingenieur ist auch beim Wirtschaftsphysik-Studiengang die Vermittlung der Kombination technisch-naturwissenschaftlicher Kenntnisse und der analytischen Denkweise mit ökonomischen Sachverhalten und Konzeptionen Basis dieses Diplomstudienganges. Damit können die Absolventen der Wirtschaftsphysik koordinierend und integrierend an der Schnittstelle zwischen Physik und Technik sowie kaufmännischem Bereich wirken und sich für die Übernahme von Führungsaufgaben qualifizieren.
Somit können sie perfekt die Rolle des Mittlers zwischen den Spezialisten übernehmen und sind mit ihrer fachübergreifenden Denkweise der Komplexität der Aufgaben in Wirtschaft und Verwaltung gewachsen.“


VDI (Verein Deutscher Ingenieure), Dr. F. Schröder-Oeynhausen,
(Brief an den Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften. 25.03.1998):
„Die Einrichtung eines Studiengangs Wirtschaftsphysik bietet insbesondere generalistisch veranlagten Interessenten die Möglichkeit, im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Studiums auch kaufmännisches Wissen zu erwerben, welche für jedwede Tätigkeit in der freien Wirtschaft von großem Nutzen ist. Die Marktchancen der Absolventen würde ich aus eigener Erfahrung als sehr gut bezeichnen. Mein Berufswunsch, beratend und koordinierend auf naturwissenschaftlichem Gebiet tätig zu sein, wurde mit der Einstellung als Technologieberater beim VDI schon drei Wochen nach der Promotionsprüfung erfüllt. Die während des Physikstudiums erworbenen betriebswirtschaftlichen Zusatzkenntnisse spielten dabei sicherlich eine wichtige Rolle. …Bisher muß ein kaufmännisch interessierter Physikstudent einen großen Aufwand betreiben, um sich dieses Zusatzwissen anzueignen.“



DIE ZEIT (06.08.1998):

„Das Ulmer Angebot richtet sich an Abiturienten, die zwar mit dem Physikstudium liebäugeln, aber statt akademischer Weihen gutbezahlte Industrieposten im Sinn haben.“

Physikalische Blätter (September 1998):
„Analog dazu prognostizieren die Experten auch dem neuen Fach Wirtschaftsphysik hohe Akzeptanz in Wirtschaft und Industrie.“

Südwestpresse (26.06.1998):
„Ausbildungsziel ist nach Darstellung von Prof. Othmar Marti nicht die Forschung. Die Verbindung von Physik und Wirtschaftswissenschaften eröffne Arbeitsfelder in der Produktion, im Marketing oder im Management.“

Schwäbische Zeitung (26.06.1998):
„Die Universität Ulm verläßt den traditionellen Weg, Physiker ausschliesslich fürs Forschungslabor auszubilden.“